US-PSA-Hersteller zahlt 2,8 Mio. $ an Hinterbliebene eines FA

Der Unfall

(ar) Ein US-Feuerwehrmann stürzte 2001 im Innenangriff durch den Küchenboden, wurde im Keller von nachstürzenden Trümmern begraben und konnte über einen Zeitraum von 20 min nicht befreit werden. Der FA verstarb 3 Monate später in Folge der erlittenen Verletzungen.

Der Fall

Seine Witwe erhob später gegen den Hersteller der vom Opfer verwendeten Schutzkleidung den Vorwurf, dass die PSA versagt habe und dies den Tod ihres Ehemannes zur Folge hatte. Gegenstand der Debatte ist Einsatzkleidung, die vom französischen Hersteller Bacou-Dalloz aus einem Material namens "Duralite" (bestehend zu 50 % aus Kevlar und zu 50 % aus Nomex) hergestellt und unter dem Markennamen "Securitex" vertrieben wird. Die Anwälte der Klägerin argumentieren, dass eine kurz vor dem Absturz erfolgte Durchzündung die PSA zerstörte, wodurch während des Aufenthaltes unter den Trümmern die Hitze nicht mehr abgehalten wurde. Zwei Fakten stützen diese Theorie: Zum einen wurden auch bei sieben anderen Feuerwehren in den USA ähnliche Zwischenfälle festgestellt. Zum anderen belegt eine Studie der Universität von North Carolina State, dass bei großer Wärme die Fasern des Obermaterials der Schutzkleidung zerstört werden, weshalb die Wärme durch eine Art "Wärmefenster" ungehindert an die inneren Schichten der PSA gelangen kann.

Der Hersteller folgt dieser Argumentation nicht. Seine Sicht der Dinge: Das Wärmefenster war kein Produktfehler, sondern ein wichtiges Warnsignal dafür, dass die Schutzkleidung schon mehrmals großer Wärme ausgesetzt war und daher ausgesondert werden muss.

Auch diese Theorie ist gut begründet: Zum einen besagt ein im Auftrag des Herstellers erstelltes Gutachten, dass die Schutzkleidung immer noch intakt und funktionstüchtig war; das Wärmefenster sei vernachlässigbar klein, da es nur ca. 2-3 % der Körperoberfläche bedecke. Laut dieses Gutachtens hätte keine zurzeit verfügbare Schutzkleidung das Opfer vor den Verbrennungen schützen können.

Auch ein staatlicher Untersuchungsbericht über den besagten Unfall gibt nicht fehlerhafter Schutzkleidung die Schuld am Tod des FA; vielmehr werden acht andere verantwortliche Faktoren genannt, u. a. unsachgemäße Brandbekämpfungsmethoden.

Die verantwortlichen US-Behörden erwogen zunächst, eine Warnung bezüglich der Risiken der o. g. Schutzkleidung zu veröffentlichen. Dies wurde bis dato jedoch unterlassen. Grund hierfür ist u. a., dass der Hersteller die für ihn negativen Berichte nicht anerkennt und weitere Nachprüfungen verlangte.

Besonders problematisch ist, dass die Schutzkleidung den einschlägigen US-Normen entsprach und somit uneingeschränkt verwendet werden durfte und auch weiterhin darf.

Etwas tragisch mutet auch an, wie es zur Entwicklung der o. g. PSA kam. Ziel war es, Schutzkleidung zu entwickeln, die leichter ist und weniger Hitzestress verursacht als gewöhnliche PSA. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass in den USA mehr FA an Herzschlag und anderen mit Stress in Verbindung stehenden Ereignissen sterben als an Verbrennungen. Anscheinend war es jedoch nicht möglich, diesen grundsätzlich guten Ansatz mit dem notwendigen Schutz vor thermischen Gefahren zu vereinen.

Nach diesem jahrelangen Rechtsstreit einigten sich die beiden Parteien auf o. g. Vergleich. Laut Herstellerfirma wird damit jedoch nicht anerkannt, dass die PSA fehlerhaft war.

Quellen: Firefighter Close Calls, Firehouse.com