11. November 2006 - Seminar Brandbekämpfung in Böblingen

(dk) Böblingen (Baden-Württemberg). Renommierte Experten aus dem Bereich der Brandbekämpfung fanden sich am 11. November in der Feuerwache in Böblingen ein. Das erste Böblinger Brandbekämpfungsseminar setzte sich mit Taktik und Technik der Brandbekämpfung auseinander. Steigende Unfallzahlen, leider immer häufiger mit tödlichem Ausgang belegen, dass es in diesem Bereich bei den Feuerwehren immer noch Defizite gibt.

Paul Grimwood, ehemaliger Ausbilder der Feuerwehr London und Brandsachverständiger eröffnete mit seinem Beitrag das Seminar. Er referierte über 3D-Brandbekämpfung, dem Zusammenspiel von taktischer Ventilation und Löschangriff sowie Warnzeichen für die unterschiedlichsten Ereignisse der extremen Brandausbreitung. Das "Lesen" des Brandes bzw. des Rauchs sind für jeden Feuerwehrangehörigen zu erlernende Möglichkeiten, extremes Brandverhalten vorauszusehen. Nicht zuletzt durch seine Abschnitte bei vielen Feuerwehren weltweit kann er seine Thesen belegen. Adrian Ridder vom Team Atemschutzunfaelle.de übersetzte Grimwoods Beiträge und fungierte bei der anschließenden Fragerunde als Dolmetscher.

Einsatzführungssystem, Führen mit System war das Thema von Ulrich Cimolino, BF Düsseldorf und Team Atemschutzunfaelle.de Grundlegende Bestandteile einer funktionierenden Führung wie einheitliche Kennzeichnung der Führungskräfte, sinnvolle Aufteilung der Funkkanäle, Organisation der Einsatzstelle sind derweilen noch lange nicht bis zur Vollendung entwickelt. Cimolino zeigte Lösungsmöglichkeiten auf, welche von allen Feuerwehren übernommen werden können.

Jan Südmersen, BF Osnabrück und ebenfalls Team Atemschutzunfaelle.de zog vergleiche zwischen Technik und Taktik der Vergangenheit und Gegenwart. "Sind wir wirklich besser geworden oder nur teurer?", so seine Kritische Betrachtung über die Entwicklung im Feuerwehrwesen. Beherrschen wir das Handwerk der Brandbekämpfung? Ist die Taktik den Erfordernissen angepasst? Auch er stellte Defizite im Bereich der Ausbildung klar hervor und zeigte anhand von Beispielen aus der Praxis häufig auftretende Fehler auf.

Dr. Holger de Vries FF Hamburg, zeigte die geschichtliche Entwicklung des Druckluftschaum-Löschverfahrens, kurz CAFS auf. Deutlich wurde hierbei, das CAFS ursprünglich für die Flugzeug- sowie Waldbrandbekämpfung entwickelt wurde. Die Verwendung im Innenangriff ist zwar grundsätzlich möglich, erfordert aber ein anderes Vorgehen. Ebenso sind alle am System beteiligten Komponenten wie Pumpentechnik, Schläuche, Armaturen näher zu betrachten. Letztendlich, so der Kern seiner Aussage muss jede Feuerwehr für sich entscheiden, ob Mehrkosten für CAFS nicht in anderen Bereichen besser einzusetzen wären.

Christian Pannier, FF Bretten referierte über das Thema Schutzkleidung. Änderungen an der neuen EN 469 sowie eine überarbeitete HuPF müssen künftig bei Beschaffungen berücksichtigt werden. Pannier erläuterte das Prüfverfahren für Schutzkleidung sowie das Zustandekommen von Normen.

Den Abschluss bildete Jürgen Ernst, Fa. ERHATEC mit seinen Ausführungen über zeitgemäße und realistische Ausbildung für die Brandbekämpfung. Jahrelange Erfahrung beim Betrieb einer RDA und ein ständiger fachliche Austausch mit anderen Ausbildungseinrichtungen erlauben durchaus ein paar kritische Anmerkungen über Anspruch und Wirklichkeit der Ausbildung.

Eine begleitende Fachausstellung, bei welcher auch ATEMSCHUTZUNFAELLE.de Präsenz zeigte, rundete die Veranstaltung ab.

Das Seminar brachte Experten, Führungskräfte und Basis gleichermaßen an einen Tisch. Nur durch Selbstkritik und der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten sind die Feuerwehren in der Lage ihren Anforderungen gerecht zu werden. Hierzu leistete die Feuerwehr Böblingen als Ausrichter ihren Beitrag. Für 2007 ist ein weiteres Seminar geplant.